An diesem Herbstwochenende schnürten wir für einmal wieder unsere Schuhe und brachen auf zu einer 2-tägigen Tour über den Grat des Sasso Lanzone - den sogenannten Steinbockweg. Der Weg klingt vielver-sprechen und nach unzähli-gen Begegnungen mit diesen anmutigen Tieren. Doch leider sind wir dort auf dem Steinbockweg nicht einem Namensgeber dieser Route begegnet. Nun ja, vielleicht war ja einer der zwei einzigen Herren, die uns am Samstag entgegen kamen, vom Sternzeichen Steinbock. Ich frage mich wirklich, wie wir auf einem so wundervollen Weg, bei so herbstlichem Sonnenschein, so einsam unterwegs sein konnten? 

Schon die Anfahrt mit dem Bus von Ghirone nach Pian Geirett ist ein kleines ausgesetztes Abenteuer. Und nach dem langen Anstieg über den Pass d‘Uffiern, haben wir uns auf dem Grat des Sasso Lanzone zumindest gefühlt wie junge Steinböcke, auch wenn uns keine Hörner gewachsen sind. Mit grandioser Aussicht auf die Adula-Alpen und das anmutige Rheinwaldhorn, setzen wir leichtfüssig unsere Schritte über Blockgestein und geniessen immer wieder die grandiosen Tiefblicke zu den Orten der „Comune di Blenio“. Einer scharfen Linkskurve folgt zunächst das Gipfelbuch, dann der ausgesetzte und atemberaubende Abstieg vom Grat. Als es flacher wird, begegnen uns zwei einsame Schafe, die offenbar beim Alpabtrieb vergessen wurden, dann geht das Gelände in eine Vielzahl von glitzernden Erosionstrümmern über. Nach etwa einer Stunde wird der blaue, zum Baden einladende Lago Retico erreicht. Leider ist es viel zu windig, um in die Fluten zu springen und so setzen wir unseren Abstieg zur Capanna Bovarina fort, ein stückweit entlang des „Val d‘Inferno“, vorbei an ungepflückten Heidelbeeren und einem ausgewachsenen Strahlerstollen. Die Capanna Bovarina ist eine sehr liebevoll gestaltete Hütte in romantischer Lage, die man eigentlich gerne zur Rast empfiehlt, würde der Wirt denn seine Gäste mögen. 

Nach einer ruhigen Nacht brechen wir mit den ersten Sonnenstrahlen, gleichzeitig im Mondlicht auf und sind fasziniert von der Landschaft der Gana Negra. Der Weg zum gleichnamigen Pass führt als eine Art Labyrinth durch bizarre schwarze Felsformationen, die mit der Zeit von Moosen, Flechten und Pflanzen eingenommen wurden, die ganze Miniaturlandschaften auf den kohlefarbenen Steinen bilden. Idyllisch wirken die kleinen noch zugefrorenen oder spiegelnden Seen, sowie die aussergewöhnlich luxuriös und ordentlich gestalteten Eingänge der Murmel-tierhöhlen. Vom Passo Gana Negra ist noch ein steiler, aber landschaftlich nicht wenig faszinierender Abstieg zu meistern, bevor ein Cappuccino und das Postauto auf der Passhöhe des Lukmanier auf uns warten.    

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