Der Wetterbericht für die Schneeschuhtour auf den Napf war alles andere als vielversprechend: Bewölkt, leichter Schneefall. Zudem hatte die Gemeindeverwaltung von Luthern geschrieben, dass es wenig Schnee habe und der Trail wohl auch ohne Schneeschuhe machbar wäre. Diese Voraussetzungen waren jedoch zu wenig schlecht, um die Tour abzusagen.

Von Samstag auf Sonntag hatte es auch im Flachland geschneit, gepfadet war am frühen Morgen noch nichts, was ich nicht selbst gemacht hätte. Die Fenster der S5 waren voll Schnee, der dann im Tunnel nach Stettbach schräg von oben nach unten wegfloss. Vor Stadelhofen war er weg, aber da begann schon wieder Wasser über die Fenster zu fliessen.

Es hörte bald auf zu schneien, und auf der Fahrt nach Luthern-Bad wurde das Wetter doch ganz brauchbar: Kein Schneefall, keine graue Decke, nur Wolken in verschiedenen Grautönen. Der Schneefall im Tourengebiet in der Nacht, vielleicht 20 cm, ergab nun sehr schöne Verhältnisse. Zwar war alles nur weiss und grau mit seltenen gelben und roten Farbflecken der Wegweiser. Die ganze Landschaft und die Bäume waren wie mit luftigem Schlagrahm bedeckt. Zum Glück realisierten die Teilnehmerinnen, dass dies nur Schein-Schlagrahm war, sonst hätten sie sich gleich hingesetzt und nur noch geschlemmt. Die Tannennadeln hatten Konkurrenz durch weisse Eisnadeln erhalten, genau so die Stacheldraht-Stacheln. Alles war tief verschneit: Wunderschöne Landschafts- und Waldbilder.

Der Weg verläuft zuerst dem Bach entlang (wobei es einen richtigen und einen falschen Bach gibt), geht dann hinauf zu Kuppen mit etwas Aussicht, über breite Grate, durch Wälder hinauf zum Napf, dann wieder über Grate, Kuppen und durch Märchenwälder zurück. Die versprochene einzigartige Rundsicht vom Napf in die Berner-Alpen, den Jura und über das Mittelland gab es nicht, dafür ein Dutzend Schneeschuhe vor dem Berg-Hotel und drinnen eine feine Tagessuppe (und viel mehr, falls gewünscht).

Im Tagesverlauf besserte das Wetter und gab zunehmend die Aussicht in die Hügel und Gräben des Emmentals frei, und im fernen Hintergrund konnten wir knapp etwas Alpen erblicken. In Luthern-Bad besuchten wir noch den Jakob Minder, heute eine fast lebensgrosse Holzfigur mit überdimensionierter Pelzkappe aus Schnee. Wegen seiner Wunderheilung 1581 ist das Dorf jetzt Wallfahrtsort mit Wallfahrtskirchlein und -kirche. Der Hecht hatte Betriebsferien, somit gab es keinen Café und wir mussten in der Kälte auf das kleine herzige Postauto warten. Die angegebene Zeit von 4 Stunden stimmt gut.

Markus Pappe

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