Leider war Käthi verunfallt und konnte unsere Tour nicht führen; superschnell fand sie aber Ersatz: Fredy Tscherrig, Bergführer und Hüttenwart von der Turtmannhütte. Nach einigen Überraschungen (Lötschbergtunnel gesperrt, Auskunft des SBB Schaffners unzulänglich, sodass wir plötzlich ohne Anschluss auf irgendeinem Bahnsteig dastanden) konnten wir ohne Rucksack ab vorder Sänntum  (unser Gepäck nahm Fredy im Auto bis unterhalb der Turtmannhütte mit)  gemütlich zur Hütte aufsteigen. Die vielen Heidelbeeren unterwegs mundeten so gut, dass wir fast das Nachtessen verpassten. Zu erwähnen ist der herrliche Edelweissteppich vor der Turtmannhütte. Der folgenden Tag brachte Abwechslung und Spannung zugleich: über Bruneggletscher, dann zur  Adlerflue die es in sich hatte, da gabs doch wirklich ein paar Tritte die man überhängend meistern musste und dann noch der ziemlich direttissimo Aufstieg über den Turtmanngletscher zur Tracuithütte. Von Fredy erfuhren wir viel über die diversen Steinsorten (Serpentin, Kalk, Marmor, Gneis) und deren Zusammensetzung, die nahe beieinander im Turtmanntal vorkommen. Wir hätten wohl gerne ein paar der schönen Marmorsteine eingepackt, aber die Packesel fehlten. Der Abend auf der Tracuithütte verging im Fluge: man übte sich im Jassen, an Schlaf auf 3256 m war ja nicht zu denken. Dann morgens um 5h Frühstück da der Wetterbericht für den Nachmittag Regen prognostizierte und Abmarsch aufs gut eingeschneite Bishorn. Wir meisterten das ohne Probleme und genossen, teilweise durch fantastische Wolkenfenster, die Aussicht auf dem 4135 m hohen Bishorn.  Nach dem Abstieg, fünf Minuten von der Hütte entfernt, fielen dann auch schon die ersten Tropfen. Uns machte das nichts aus: rein in die Hütte und rein ins Bett unter die Decke. Etwas müde waren wir schon. Nach Zinal hinunter am nächsten Tag nahmen wir es sehr gemütlich, ohne Bergführer, denn er hatte schon wieder einen anderen Gast zu betreuen. So ruhten und beschauten wir Blumen, Schmetterlinge, Büsche, Tannen, Steine etc. etc. Zeit und Hunger hätten wir in Zinal schon gehabt, aber das vorgeschlagene Menue mit Kängurufleisch passte uns nun gar nicht. Alles in allem es war ein fantastisches und abwechslungsreiches Gletschertrekking und die Stimmung in der Gruppe trug das ihre dazu bei.

 Inge Mittelholzer

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