Acht Frauen treffen sich am HB Zürich und machen sich mit dem ersten Zug auf nach Thusis, um den Klassiker unter den Kultur- und Weitwanderwegen unter die Füsse zu nehmen: 65 Kilometer, ca 1500 Höhenmeter. Die Sonne hat den Himmel ganz für sich und die Frauen machen sich dem Hinterrhein entlang auf den Weg: bergauf und bergab dem historischen Säumerweg entlang, vorbei an den Burgen Ehrenfels und Hoh Rätien, über den Traversinersteg, eine abwärtsführende Hängebrücke, nach Andeer ins Weisse Kreuz.

 Am nächsten Tag geht’s weiter in die Rofflaschlucht und nach Zillis, wo die Kirche St. Martin mit ihrer 900-jährigen romanischen Bilderdecke auf sie wartet: Bildtafeln, die ein mittelalterliches Weltbild darstellen. Weiter wandern sie am Festungsmuseum Crestawald vorbei nach Splügen. Da die Alte Herberge Weisses Kreuz  am Weg liegt, besichtigen sie die ehemalige Sust und gönnen sich einen Z’vieri bevor sie weiterziehen in ihr Logis. Beim Nachtessen werden die Wetterberichte konsultiert, die einen Wetterumschwung ankündigen. Ausgerechnet für die Passetappe!

 Am folgenden Morgen ist der Himmel grau, ein starker Wind weht, doch voller Zuversicht auf einen wenigsten trockenen Tag brechen sie auf in Richtung Splügenpass. Kurz vor dem Pass bläst der Wind kräftiger und erste Regentropfen  fallen, so dass ein schneller Übergang angesagt ist. Zügig geht es nach Monte Spluga. Unterwegs fängt es an zu giessen und sie erreichen das Café fröstelnd und mit durchnässten Hosenbeinen. Der Schwedenofen ist die Attraktion, Minestra und Tee wärmen von innen, und nach einer guten Stunde brechen sie wieder auf. Hinaus in Regen und Nebelschwaden. Jetzt alle in voller Regenmontur wandern sie der Fahrstrasse entlang zum Damm, von wo der Fussweg in die Cardinelloschlucht abzweigt. Die Wettergötter sind gnädig und gewähren ein Regen- und Nebelfenster während des Abstiegs in durch die wilde und steile Schlucht nach Isola ins Albergo Cardinello. Dessen Besitzer versammelt alle seine Gäste um 19 Uhr zu Apéro und Palazzoführung, anschliessend geniessen sie ein Abendessen in einer Stube aus dem 18.Jahrhundert.

 Am Sonntag wandern sie bei bedecktem Himmel weiter talabwärts Richtung Chiavenna. Erste „blaue Störungen“ ermutigen die Frauen, sich ihrer Regenhosen zu entledigen, und die Mittagspause findet im Schatten alter Kastanienbäume statt. Über Gallivaccio (dessen Geschichte als Wallfahrtsort lang ist und hier nicht weiterverfolgt wird) und San Gulielmo erreichen sie über den Panoramoweg („die Bergetappe“) das Zentrum von Chiavenna, wo sie mit einem Volksfest begrüsst werden.

 Der letzte Tag: ein Altstadtbummel, ein Besuch des Palazzo Salis, Einkehr in einem Strassencafé und schon ist es Zeit zum Bahnhof aufzubrechen. Nach einer Rückreise über den Splügenpass – sonnig! – nach Chur und Zürich, verabschieden die Frauen sich voneinander in HB. Um viele Eindrücke und Erlebnisse reicher, mit Pizzoccheri della Valtellina im Rucksack und gesammelten Kastanien in den Taschen.

6.10.2016 Brigitta Storchenegger

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